Guccifer 2.0s DNC-Hack und Clintons #EmailGate: nicht-ganz-so anonyme Wahlkampfhilfe für Trump

Die Probleme für Hillary Clinton nehmen zu. Nachdem das von John Schindler ins Rollen gebrachte #EmailGate Clintons zuletzt höhere Wellen schlug, kündigte Wikileaks Frontmann Julian Assange weitere Veröffentlichungen von Emails aus Clintons Außenministerzeit an.

Dieses Versprechen könnte er nun einlösen. Ein Hacker, der sich selbst in Anlehnung an den Rumänen »Guccifer« wenig kreativ »Guccifer 2.0« nennt, drang in das interne Netzwerk des Democratic National Comittees (DNC) ein. Der Hacker gab an, seit etwa einem Jahr Zugang (Memento bei archive.org) zu internen Mails, Chats, Listen von Spendern (Billionäre sind extra aufgeführt, darunter Leute wie Steven Spielberg oder Oprah Winfrey) und Berichten der Demokraten zu haben, darunter auch Dokumente von Clintons privatem PC aus ihrer Zeit als Außenminsterin.

They say there were no secret docs! Lies again! Here is a secret document from Hillary’s PC she worked with as the Secretary of State.

Diese Dokumente habe er an Wikileaks weitergegeben. Gleichwohl die Zuschreibung von Cyberangriffen schwierig ist, spricht nun einiges dafür, dass der Hacker »Guccifer 2.0« russischen Sicherheitskreisen nahesteht. Neben den von der Washington Post berichteten Punkten, hat Twitternutzer @pwnallthethings weitere Indizien für eine russische Beteiligung gefunden.

A few observations about this op 1) Another data point in Russian SIGINT strategically leaking stolen data to push a particular narrative.

– @pwnallthethings 23:49 - 15. Juni 2016

DNC-Trump-Doc: MS Word MetadatenEine der Dateien, wie von Gawker berichtet, die neben »The Smoking Gun« zuerst berichteten, wurde von einem »Felix Edmundovich« bearbeitet. Der Name erscheint in kyrillischer Schrift, und könnte auf den Leiter der ersten Geheimpolizei Russlands, Felix Edmundowitsch Dserschinski, hindeuten. Gut möglich, dass Russlands Spione sich ihrer Vorfahren besinnen.

Eine weitere Auffälligkeit sind Fehlermeldungen in russischer Sprache in dem von »Guccifer 2.0« veröffentlichten Word-Dokument,  was auf die Verwendung einer russischen Sprachversion von MS Word hindeutet.

DNC-Trump-Bericht: Fehlermeldungen auf russisch

Ein weiterer Twitternutzer weist außerdem darauf hin, dass die spezielle Verwendung von Rundklammern als Smiley ein Characteristikum der russischen Internetkultur sei.

@pwnallthethings note also the smiley used. ))) right after a word is something I closely associate with Russian internet culture.

– @mlowdi 01:13 - 16. Juni 2016

DNC-Leak Metadaten: MS Word von Grizli777Ebenfalls ein Indiz ist die Verwendung einer raubkopierten Version von Microsofts Office 2007, in diesem Fall einer Version von »Grizli777«, der anscheinend, wie eine schnelle Suche zeigt, in russischen und rumänischen Kreisen Beachtung findet. In diesem Zusammenhang interessant ist auch die Anmerkung eines weiteren Twitternutzers, dass das russische Innenministerium gerne auf raubkopierte MS-Office-Versionen zurückgreift.

 @pwnallthethings @_fl01 My favorite part of the semi-regular hacks from Russian Interior Ministry is that they all use pirated MS Word there

– @AricToler 02:59 - 16. Juni 2016

Der richtige Guccifer erklärte kürzlich, er habe den privaten Emailserver Clintons gehackt und einige ihrer Emails kopiert. Gleichzeitig habe er noch etwa 10 weitere IP-Adressen auf dem Server gesehen, so dass die Vermutung naheliegt, dass ein russischer Nachrichtendienst ebenfalls im Besitz einiger, wenn nicht sogar aller Emails ist, die Hillary Clinton über den Server verschickt und empfangen hat. Um diesen Fundus nun propagandistisch auszuschlachten, und vom Malus des von einem staatlichen bzw. quasi-staatlichen Hackers zu machtpolitischen Zwecken erhackten Materials zu befreien (»Leak Laundering«), kommt eine »Whistleblowerorganisation« wie Wikileaks, die schon seit längerem als eine Frontorganisation der russischen Nachrichtendienste angesehen wird, gerade Recht. Im Namen der Transparenz könnte so dem Wahlkampf der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin ein empfindlicher Dämpfer, oder sogar der finale Stoß, versetzt werden. Das Motiv der Russen dürfte dabei die Verhinderung einer US-Präsidentin Hillary Clinton sein: ihr republikanischer Gegenpart Donald Trump ist Russlands Präsidenten Wladimir Putin wesentlich freundschaftlicher gesinnt.